Im Reiseführer ist zu lesen, dass die Region um Azrou, in der wir uns gerade befinden, auch als das Sibirien von Marokko bezeichnet wird. Nach über 30° in Marrakesch haben wir das überhaupt nicht richtig realisiert. Heute Nacht waren es dann 5° und unsere neuen Berberdecken kamen das erste mal erfolgreich zum Einsatz. Am nächsten Morgen wärmt die Sonne dann aber wieder wie gewohnt.
Mittlerweile ist unser Gasvorrat so weit geschrumpft, dass es für die Rückreise im kalten Europa eng (kalt) werden könnte. Mit viel Internet-Recherche haben wir herausgefunden, dass es in Meknès eine Gasfabrik gibt, die auch deutsche Campinggasflaschen auffüllt. Vor dem Eingangstor der Gasfabrik reihen wir uns zwischen die mit Gasflaschen beladenen großen marokkanischen LKW ein. Unsere Campinggasflasche amüsiert die Arbeiter sichtlich und sie geht von Hand zu Hand. Inshallah, wir haben die Uhren aber die Marokkaner haben die Zeit … wir werden auf den nächsten Tag verwiesen. Wir versuchen es also noch einmal und tatsächlich verlassen wir Meknès mit neuen Gasvorräten. Das kalte Europa kann kommen.
Mittlerweile sind wir in Fes angekommen. Die älteste der vier Königsstädte in Marokko ist mit 1,1 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes. Und es ist für uns die schönste Stadt. In Fes gibt es die älteste Universität der Welt (900 n.Chr. von einer Frau gegründet) und in der Medina gibt es rund 9.500 schmale Gassen, in denen man sich nur zu Fuß, mit dem Esel oder einem Handkarren bewegen kann. Es ist fast unmöglich, sich dort alleine zu orientieren.
Zusammen mit einem anderen deutschen Paar buchen wir eine Guided Tour durch die Medina von Fes. Farima spricht perfekt deutsch und sie zeigt uns die verschiedenen Teile der Altstadt. Wir lernen, wo es die besten Datteln und Oliven gibt, wo traditionell Blätterteil über heißen Steinen gebacken wird und bei welchem Metzger man am besten das Fleisch der Dromedare und ihre Köpfe kauft.
Wir besuchen die Viertel der Handwerker, Kupferschmiede, Stoffhändler, Färber, Töpfer und Weber. Es ist beeindruckend, den Menschen bei der Arbeit zuzusehen und die Vielfalt und Farben zu erleben.
Mit Abstand am beeindruckendsten ist aber der Besuch der Gerberei. Die Arbeit der Gerber wird von einem stechenden Gestank begleitet. Wir bekommen einen frischen Minzezweig, um die Nase davon ablenken zu können. Der Gerbprozess dauert mehrere Wochen. Zuerst werden die Tierhäute gesalzen, dann gekalkt, anschließend in Taubenkot (daher der Gestank) getränkt und zuletzt mit natürlichen Farbstoffen gefärbt. Die unvorstellbar knochenharte Arbeit der Gerber wird überdurchschnittlich gut bezahlt.
Fes hat uns mit seiner Vielfalt, dem traditionellen Leben und mit seinen Farben unbeschreiblich beeindruckt. Und ohne unseren Guide Farima wären wir in den Gassen der Medina verloren gegangen und dieser Reiseblog hätte ein abruptes Ende gefunden.
Morgen wollen wir weiter nach Norden bis Chefchaouen zu den Farben der blauen Stadt fahren. Außerdem sind wir auf das Leben im beginnenden Ramadan sehr gespannt.
3 Gedanken zu „Fes“
Annegret
Das stimmt – ohne Guide ist man verloren. Die Vielfalt und die Gerüche (außer das Gerberviertel) sind berauschend und man fühlt sich wie in 1001 Nacht.
Wünschen Euch mit aufgefüllten „Gasspeicher“ eine sichere Weiterfahrt gen Norden. Wann dürfen wir Euch denn wieder in Europa begrüßen oder muss der Osterhase🐰 nach Marokko kommen 😘
Sehr schöne Farben und Eindrücke von der Altstadt. Gut, dass es kundige Guides gibt, die viel Hintergrundinformationen vermitteln können. Gute Weiterreise mit der gefüllten Gasflasche👍
Das stimmt – ohne Guide ist man verloren. Die Vielfalt und die Gerüche (außer das Gerberviertel) sind berauschend und man fühlt sich wie in 1001 Nacht.
Wünschen Euch mit aufgefüllten „Gasspeicher“ eine sichere Weiterfahrt gen Norden. Wann dürfen wir Euch denn wieder in Europa begrüßen oder muss der Osterhase🐰 nach Marokko kommen 😘
Mit den tollen Aufnahmen lassen sich die Eindrücke sehr gut nachvollziehen, auch wenn man noch nicht dort war. Sehr schön.
Sehr schöne Farben und Eindrücke von der Altstadt. Gut, dass es kundige Guides gibt, die viel Hintergrundinformationen vermitteln können. Gute Weiterreise mit der gefüllten Gasflasche👍